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Aus der Sicht des Ausweisherstellers

Typ: Interview , Datum: 02.11.2020

Thomas Löer, Leiter Geschäftsfeld German ID-Systems bei der Bundesdruckerei GmbH, über Herausforderungen bei der Einführung des Personalausweises und seine Weiterentwicklung

Aus Ihrer Sicht des Ausweisherstellers – welche Herausforderungen sind Ihnen bei der Einführung des Personalausweises besonders in Erinnerung geblieben?

Mit dem Personalausweis mit Online-Ausweisfunktion haben wir damals eines der größten IT-Projekte Deutschlands gestemmt. Chip, farbiges Lichtbild, holographische Elemente und ein Kartenkörper aus Polycarbonat-Schichten waren dabei nur einige Herausforderungen und machten eine komplett neue Kartenproduktion im praktischen ID1 Format erforderlich.

Mit am Markt verfügbaren Maschinen war dies nicht umzusetzen. Nur mit Sonderanfertigungen konnten wir diese Infrastruktur auf die Beine stellen und schließlich zertifizieren lassen. In einem Kraftakt stattete unser Field-Service innerhalb kürzester Zeit insgesamt circa 5.500 Behörden in ganz Deutschland mit Endgeräten zum Auslesen und Ändern der Chipdaten und der dazugehörigen Software aus. Für die Farb-Personalisierung des farbigen Lichtbildes, nutzen wir seither unsere eigene Technologie Innosec Fusion®.

Welche Impulse für Weiterentwicklungen ergaben sich seit dem Start der Produktion des Personalausweises?

"Der Personalausweis mit Online-Ausweisfunktion war auch für die Bundesdruckerei ein Meilenstein – bis heute ist er einer der modernsten und sichersten Ausweise weltweit."

Thomas Löer, Leiter Geschäftsfeld German ID-Systems bei der Bundesdruckerei GmbH

Der Personalausweis mit Online-Ausweisfunktion war auch für die Bundesdruckerei ein Meilenstein – bis heute ist er einer der modernsten und sichersten Ausweise weltweit. Seit seiner Einführung vor zehn Jahren gab es immer wieder Aktualisierungen und Verbesserungen an der Ausweiskarte an sich und am System dahinter.

Hier entsteht zurzeit eine Art Dokumentenfamilie aus Personalausweis, Pass und elektronischem Aufenthaltstitel: Die Weiterentwicklung eines Dokuments, etwa das Chip-Betriebssystem oder das Sicherheitskonzept, kommt allen drei Dokumenten zugute –  sie erneuern sich quasi wechselseitig fortlaufend und gegenseitig in einer Art Win-Win-Situation.

Von der Beantragung eines Personalausweises bis zum Abholen in der Behörde – wie läuft das ab und wie sicher ist das Ganze?

Jede Beantragung eines Personalausweises in der Behörde löst eine Bestellung bei der Bundesdruckerei aus. Personenbezogene Daten wie Name, biometrisches Gesichtsbild sowie der Fingerabdruck werden mehrfach verschlüsselt an unser Produktionssystem übergeben.

Innerhalb dieses abgesicherten Systems werden die Daten allein für die Produktion der Personalausweise genutzt und danach sofort in unserem System gelöscht. Zur Ausweiskarte gehört auch ein PIN-Brief, den wir aus einem anderen abgesicherten System heraus drucken und an den Ausweisinhaber versenden. Die darin enthaltene Transport-PIN benötigt der Ausweisinhaber, um sich seine persönliche PIN für das spätere Online-Ausweisen zu setzen.

Den fertig produzierten, qualitätsgeprüften Personalausweis schicken wir nach der Produktion an die ausstellende Behörde. Dort wird er dann von der Bürgerin oder dem Bürger persönlich abgeholt.